Geschichte

Der Club Flashdance e.V.

Mit dem Ende der DDR – Ära , änderten sich auch die Bedingungen für den Jugendverein Boxdorf. Was bisher unter der sogenannten staatlichen Führung gestanden hatte, bedurfte plötzlich einer bürgerlichen und marktwirtschaftlichen Neustrukturierung. Bis zur Wende waren Begriffe wie Vereinssatzung, Steuern, Buchführung und Kassenabrechnung weitestgehend Fremdwörter für die Leute im Jugendverein. Man hatte sich keinerlei Gedanken über solche Thematiken machen brauchen, da ja alles vom „Vater Staat“ geleitet wurde.

Das Vereinsgrundstück, welches der Gemeinde Reichenberg gehört, war bisher immer kostenlos genutzt worden. Die laufenden Kosten wie Wasser, Energie und Heizung waren vergleichsweise gering und leicht aufzubringen. Die Ausgabe von Getränken bei Veranstaltung erfolgte fast zum Selbstabholerpreis, lediglich zur Organisation der Veranstaltung wurde ein sogenannter Kulturfond erhoben. Dieser Kulturfond belief sich auf wenige Pfennige. Doch mit der Wende war man gezwungen, sich wirtschaftlich selbst zu tragen. Die Preise für Wasser, Energie und Heizung wurden kräftig angehoben. Das Geld wurde auch nicht mehr nur ausgeteilt, es mußte durch den Jugendclub erwirtschaftet werden, damit der Club weiterbestehen konnte. Also wurde in einer Versammlung beschlossen, daß den Jugendlichen aus der Umgebung weiterhin die Möglichkeit gegeben werde, relativ preisgünstig Ihre Freizeit zu verleben, egal wie schwer es werden würde. Eine sinnvolle und für die Zeiten entsprechend preisgünstige Freizeitgestaltung wurde somit oberstes Gebot und Ziel des Jugendclubs.

Die Folge dieser Entscheidung waren dann „chronischer“ Geldmangel und hohe Kosten. Wie jedem gekannt, eine schlechte Mischung, aus der nie etwas werden kann. Auch die gesetzlichen Grundlagen gestalteten sich als äußerst unverständlich und so begab man sich auf eine Gradwanderung zwischen Fiasko und vernünftiger Finanzierung. Es mußte dringend etwas geschehen, darin waren sich alle einig. Das Problem war nur, keiner wußte was. Irgend jemand kam eines Tages auf die Idee, aus dem Club einen eingetragenen Verein zu machen, welcher den klangvollen Namen „Club Flashdance e.V.“ erhalten sollte. Gesagt getan!

Warum gerade dieser Name für den Jugendverein ausgewählt wurde, ist nicht genau dokumentiert. Unsere Vermutungen laufen dahingehend, daß mit der Bezeichnung „Flashdance“ zu deutsch „Blitztanz“ auf die neuzeitliche, bei den Jugendlichen angesagte Musikrichtung verwiesen werden sollte, welche dann zu Veranstaltung gespielt wurde. Die Gründungsurkunde des oben beschriebenen Vereines ist auf den 24.September 1990 datiert und wurde beim damaligen Kreisgericht Dresden – Land unter der Nummer 81 geführt. Getragen von neuer Hoffnung auf Freiheit und Demokratie fand am 02./03.Oktober 1990 die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, BRD und DDR, zur Bundesrepublik Deutschland statt.

Der „Club Flashdance e.V.“ nahm diese Tatsache zum Anlaß, um eines der größten Veranstaltungen im Clubdasein zu organisieren. Die ersten Vorbereitungen wurden bereits im September 1990 getroffen. Unter anderem wurde das sanierungsbedürftige Haus mit vereinten Kräften, so gut es ging, auf Vordermann gebracht und die Grünflächen rings um das Haus erfreuten sich plötzlich in den schönsten Farben. Aus den Einkaufslisten lesen wir heute zum Beispiel heraus:

  • 200 Schnitzel
  • 15 kg Kartoffelsalat
  • 150 Bockwürste
  • 150 Brötchen
  • 100 Bratwürste
  • 10 Gläser saure Gurken
  • 3 kg Senf
  • 2kg Ketchup
  • 5 große Brote und vieles mehr .

Ähnliche Größenordnungen gab es auch bei den Getränken. Insgesamt waren es 75 Kästen Bier, 50 Kästen alkoholfreie Getränke und fast 250 Flaschen Spirituosen , dazu fast 10 kg Knabberware. Man kaufte ein, als müßte man sich für ein ganzes Jahr verpflegen. Am 02.Oktober 1990 wurde das Vereinsgelände mit 75 Metern Fähnchen und Wimpel dekoriert. An die Giebelseite zur Straße nagelte man einen Besenstiel, an welchem die Sachsenfahne befestigt war. Vor dem Haus stellte man einen 8 Meter hohen Holzmast auf, an dessen Spitze eine schwarz – rot – goldene Fahne wehte, der man vorher fein säuberlich das DDR Emblem abgetrennt hatte. Die Gemeinde selbst richtete auf dem Boxdorfer Sportplatz ein grosses Volksfest aus.